Wie alles auf dieser Welt sind Bilderrahmen immer Moden unterworfen. Es gibt opulent-überfrachtete Barockrahmen, nüchterne Alu-Rahmen, ja sogar Rahmen, die sich unsichtbar machen. Aber wofür brauchen wir überhaupt einen Bildrahmen? Und wer hat diese Dinger eigentlich erfunden?
Fast 1.000 Jahre alt
Ein Rahmen soll das Bild zugleich zeigen und schützen – zum Beispiel vor Feuchtigkeit, Lichteinfall, Temperaturschwankungen. Dieser Aufgabe werden Bilderrahmen jeglicher Fasson sein Hunderten von Jahren gerecht. Die ersten Bilderrahmen, so vermuten Historiker, etwa ab dem 11. Jahrhundert nach Christus. Eine einzelne Persönlichkeit, ein Daniel Düsentrieb der Kunstszene, ist nicht bekannt. Wohl aber weiß man, dass sie sich ursprünglich aus der Architektur entwickelten. Denn vor langer Zeit malte man Bilder nicht auf Leinwand, Papier oder Holz. Nein, man benutzte direkt die Wand als Unterlage. Deshalb waren Bilderrahmen auch bis ins 13. Jahrhundert (die Ära der Romanik) hinein aus Stein. Sie wurden um das Bild herum auf der Wand angebracht und dann verziert. So dienten sie zur Einfassung von Reliefs und Kirchenbildern. Die religiösen Darstellungen wurden direkt auf die Wände der Kirchen gemalt.
Von Stein zu Holz
Mit der Gotik – einer neuen Richtung der Architektur, die in Italien ihren Anfang nahm -, wurden die Fenster von Kirchenbauten immer größer, die Wände dazwischen schmaler und schmaler. Die Folge: Es stand weniger Raum zum Bemalen zur Verfügung. Da man in der Kirche aber auf die Macht des Bildes ungern verzichtete, ließ man sich etwas einfallen: Es wurden freistehende Altäre aufgestellt, auf denen sich dann Altartafeln aufstellen ließen. Und schon hatte man wieder Flächen frei für christliche Themen. Diese Altartafeln nun waren von Holzrahmen eingefasst – den Vorgängern unserer heutigen Bilderrahmen.
Überbordende Ornamente
Schon damals liebten die Menschen Zierrat, und so wurden nicht nur die Bilder selbst, sondern auch ihre Umrandung, bemalt und vergoldet. Mit der Renaissance begannen auch wohlhabende Bürger, sich Bilderrahmen ins Haus zu stellen. Damit kam das Geschäft der Rahmenmacher erst so richtig in Schwung, denn Bürger liebten es, in der guten Stube prunkvolle Porträts des Hausherrn und der Familie zu betrachten. Und je mehr man sich an diese neue Kunst der Rahmung gewöhnte, desto ungewöhnlicher durfte es sein: Im Barock und Rokoko wurden die Rahmen immer dicker, die geschnitzten Ornamente immer überbordender. Und natürlich durfte nicht gekleckert werden: Diese Bilderrahmen waren selbstredend komplett vergoldet.
Die neue Schlichtheit
In der Klassik und erst recht in der Moderne tauchte dann wieder eine zurückgenommene Ästhetik der Schlichtheit auf. Nicht der Bilderrahmen sollte ins Auge fallen, sondern die darin gezeigte Kunst. Zurzeit sehr beliebt sind die sogenannten Schattenfugenrahmen. Sie lassen einen Teil des Bildrandes offen, so dass sich das Bild fast „nackt“ zeigt. Angeblich wurde er im Guggenheim-Museum in New York erfunden, weshalb er auch Guggenheim-Rahmen heißt.