Vernissage, das klingt so französisch-elegant, so etepetete! Was ist damit eigentlich gemeint? Schlicht und ergreifend „Ausstellungseröffnung“. Genau genommen, spricht man von Vernissage, wenn ein lebender Künstler eine Ausstellung im eher kleinen Rahmen eröffnet. Wenn ein großes Museum zur Ausstellung Alter Meister einlädt, wäre Vernissage also der falsche Begriff.
Die letzte Schicht Firnis
Auch wenn der Sinn des Worts Vernissage heute kaum noch jemandem bekannt ist: Es gibt durchaus einen geschichtlichen Grund, warum die Vernissage Vernissage heißt! Das ist das französische Wort für Firnis. Früher haben die Künstler, kurz bevor ihre Ölbilder öffentlich gezeigt wurden, eine abschließende Schicht Firnis aufgetragen. Dieser spezielle Lack schützte das Bild vor Schmutz und Farbveränderungen. Allerdings wurde durch das Auftragen des Firnis die Farbwirkung des Bildes selbst meist erheblich verändert. Nach dem Auftragen des Firnis war das Bild nicht mehr weiter zu bearbeiten – also „offiziell“ fertig. Einige Künstler und Galerien machten daraus eine Feier: Geladene Gäste konnten zuschauen, wie der Künstler die letzte Schutzschicht auftrug. Und seither spricht man von Vernissage.
Genug Zeit für Rahmen
In diesem Zustand hatte das Bild oder die Bilder meist noch keinen Rahmen. Und das unterscheidet die ersten Vernissagen von den modernen. Die Möglichkeiten, Bilder zu imprägnieren, sind heute vielfältiger und meist geschieht es lange vor der Ausstellungseröffnung. Genug Zeit also, sich noch um den passenden Rahmen zu kümmern.
Was Künstler alles beachten müssen
Für die Vernissage den passenden Rahmen zu finden, ist nicht ganz einfach. Denn eine Vernissage stellt andere Anforderungen als das Aufhängen eines Bildes im eigenen Wohnzimmer. Da ist zunächst einmal der Ausstellungsort: Handelt es sich um einen „white cube“, also einen gleichförmigen weißen Raum, dessen Architektur möglichst wenig von der Kunst ablenkt? Dann sind Rahmen gefragt, die mit dieser Schlichtheit harmonieren – oder einen starken Kontrast setzen.
Große Vielfalt von Ausstellungsräumen
Doch heutzutage gibt es eine Vielfalt von Ausstellungsräumen. Kleine Städte beispielsweise bieten Künstlern gerne historische Gebäude als Orte für ihre Ausstellung an. Und die sind das genaue Gegenteil eines white cube. Da gibt es freiliegende Ziegelsteinmauern, Spitzgiebel, krumme Wände, knallige Anstriche. Gerade darin liegt der Charme solcher Orte. Aufgabe des Künstlers ist es dann, bei der Vernissage die Bilder im zum Ort passenden Rahmen zu präsentieren.
Das Licht
Doch das ist nicht das einzige Kriterium, das bestimmt, ob der Rahmen für eine Vernissage passt oder nicht. Wichtig ist auch die Beleuchtung vor Ort: Gibt es eine stark leuchtende, womöglich gar blendende Lichtquelle? Dann sollte man besser entspiegeltes Glas wählen. Oder im Zweifelsfall sogar den Glasdeckel weglassen, damit die Besucher nicht von Lichtreflexen geblendet werden. Verfügt der Ausstellungsort über eine ausreichend helle indirekte Beleuchtung, ist die Glasabdeckung kein Problem.
Einheitlicher Rahmen
Viele Künstler schaffen ganze Bilderserien in einem bestimmten Stil. Damit auch der Bilderrahmen die Zugehörigkeit eines Bildes zu einer bestimmten Serie betont, sollten alle Rahmen einheitlich sein. Je nachdem, wie stark die einzelnen Formate voneinander abweichen, kann das zu einer anspruchsvollen Aufgabe werden. Auch noch zu berücksichtigen: Alle Rahmen sollten leicht zu transportieren und aufzubauen sein, damit der Künstler es nicht unnötig schwer hat. Und auch die Stabilität ist ein wichtiges Argument. Schließlich gibt es bei der Vernissage Publikumsverkehr, da kann es vorkommen, dass jemand zum Beispiel im Vorbeigehen ein Bild anstößt. Gut, wenn der Künstler dann den passenden Rahmen gewählt hat!